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Zur Zeit hat Android einen weltweiten Marktanteil von über 70%. Dies bedeutet, dass Designen für Android keine vernachlässigbare Fähigkeit ist. Wenn man für Android Apps gestaltet, muss man wissen, dass es eine wichtige Einschränkung gibt: Das Design (und zwar wie die App aussieht und wie sie funktioniert) muss mit der Android Plattform und ihren Richtlinien übereinstimmen. Es gibt ziemlich rigorose Vorgaben in Bezug auf Design und Qualität, die eingehalten werden müssen, damit eine Applikation akzeptiert wird. Außerdem hat Android im Vergleich zu iOS einige Besonderheiten, die auf die unterschiedlichen Bildschirmgrößen zurückzuführen sind (im Allgemeinen, nicht immer, sind Android-Telefone größer und es gibt auf jeden Fall mehr Bildschirmgrößen in der Android-Welt als im iOS-Universum) und auf das Vorhandensein bzw. die Funktionen der Tasten auf den verschiedenen Geräten (z.B. ist eine “Home”-Taste vorhanden oder nicht) plus noch viele andere Aspekte. Die jüngste Veröffentlichung der Designrichtlinien für Android heißt Material Design und ist ein großer Fortschritt was Attraktivität und Schwerpunktlegung auf Design angeht.

Kurze Einblendung zu Material Design

Es ist kein Geheimnis, dass Designer im Allgemeinen iOS Android vorziehen, vor allem da es einige Aspekte hat, die ihnen den Job vereinfachen (vor allem geringere Vielfalt an Geräten und Bildschirmgrößen), aber auch wegen der glamourösen Aura, die mit Apple und seinem Design verbunden ist. Material Design ist Googles Antwort auf diese Dominanz (und kann ūbrigens auch in der iOS-Welt angewendet werden). Es ist von der physischen Welt und seiner Beschaffenheit inspiriert, aber ohne den exzessiven Glanz, 3D-Look und Ähnlichkeiten mit natürlichen Oberflächen (wie Holz, Felsen…), wie sie bis vor einigen Jahren üblich waren. Auch die Art, wie Elemente Licht reflektieren und Schatten werfen, ist sorgfältig analysiert worden und wird exakt wiedergegeben. Großes Gewicht wird auch auf die Bedeutung der Bewegung der Elemente gelegt und wie sie ihre Umwelt durch ihre Interaktionen und ihr “Verhalten” verändern. Kurz gesagt, die “materielle” Qualität wird dadurch erzeugt, wie die verschiedenen Elemente die Eigenheiten physischer Objekte imitieren ohne sie exakt zu reproduzieren: Schatten, Licht, Tiefe, Bewegung, Reaktionen… Gemäß der Philosophie von Material Design sind die digitalen Objekte, die in einem Gerät “existieren”, nicht nur zweidimensional, sondern leben und bewegen sich in einem ihnen eigenen Raum und nach Regeln, die nicht die exakte Reproduktion der Regeln der Physik sind, die die reale Welt regieren. Rangordnung, Bedeutung und Fokus werden durch Methoden aus dem Printdesign erzielt — Typographie, Lichtgitter, Raum, Maßstab, Farbe und Bildwerk. Das Interface sollte aussagekräftig aber unaufdringlich sein, damit die Anwender sich auf Aktivitäten und Interaktionen konzentrieren. Eine auf Material Design basierende UI-App für Android sollte also schlicht aber nicht flach sein, eine gefällige Farbkombination wählen, die jedoch nicht übertrieben auffällig ist und Fonts benutzen, die leicht zu lesen sind und die Nutzerin dabei unterstützen, relevante Informationen einfach zu finden.

Besonderheiten des Android UX- und UI-Design

Es ist richtig, Material Design kann auch für iOS angewendet werden, aber wenn man sich auf UX- oder UI-Design für Android konzentrieren will, gibt es einige Besonderheiten, die man beachten sollte. Die erste Besonderheit ist bereits erwähnt worden: Die große Fragmentierung im Android-Universum. Die Vielzahl an Android-Geräten bringt eine große Anzahl an Bildschirmgrößen und Auflösungen mit sich. Die Antwort darauf ist die Anwendung eines adaptiven Android Designansatzes, mit weitreichendem Einsatz von UI im Kartenstil, der bei diesem Ansatz besonders passend ist. Auch die Navigation ist bei Android-Geräten und Apps unterschiedlich im Vergleich zu Apple. Wenn man eine App für Android entwirft, muss man versuchen, mit den Navigationsmustern von Android im Einklang zu sein und auch mit dem, was im Android-Universum generell akzeptiert ist. Allgemein gesagt, Android bevorzugt eine Navigationsleiste, die von links erscheint und durch antippen des sogenannten “Hamburger-Icon” aktiviert wird. Man kann auch Tabs benutzen, aber im Unterschied zu iOS sind sie immer oben zu finden. Material Design hat auch den so genannten “FAB” Button (Floating Action Button) eingeführt. Diese sind große, runde und auffällige Buttons, normalerweise findet man sie in der unteren rechten Ecke des Bildschirms. Wenn man darauf tippt, lösen sie eine Aktivität aus, die der Nutzer regelmäßig ausführt oder auf jeden Fall als vorrangig eingestuft wird. Bei iOS hingegen befindet sich die vorrangige Aktion normalerweise oben rechts auf dem Bildschirm. Aber dies sind natürlich nur die makroskopischen Unterschiede; es gibt darüber hinaus eine ganze Welt an Unterschieden, von Buchstabentypen zu Textstilen, von der Größe und Form der Icons bis zum Aussehen und der Haptik der Tabs.

Android UX und UI: Tools und Software

Und zum Schluss eine schnelle Übersicht über die wichtigste Software und Tools, die zur Unterstützung und Vereinfachung des UX- und UI-Designs für Android benutzt werden können. Zunächst sollte man sich die offizielle Android Developers Website ansehen; diese enthält eine umfassende Liste von Quellen, offiziellen Richtlinien, Stilen, Icons, Komponenten, Mustern und mehr. Diese Quelle ist komplett gratis, während die anderen, die wir auflisten werden, normalerweise gratis für individuelle Anwendung sind (aber nicht immer, es empfiehlt sich auf den jeweiligen Websites nach weiteren Kostendetails zu schauen) und für kommerzielle Anwender eine Gebühr vorsehen. Also starten wir mit Mockuplus: Dies ist ein Prototyptool sowohl für Android als auch für iOS. Sein großer Vorteil ist, dass es vorab geladene Elemente hat (Android Statuszeile, untere Navigationsleiste, Android Switch, etc.), die mit Material Design konform sind. Es gibt auch eine Sofortvoransicht mit 8 verschiedenen Ansichtmodes. Auch Sketch ist absolut erwähnenswert, sein Manko ist jedoch, dass es nur für MAC-Systeme verfügbar ist. Sketch ist ein Vektordesign-Tool, das im Prinzip die wichtigsten Funktionen für UX- und UI-Design anbietet, die Adobe Photoshop und Illustrator haben, nur mit einer sehr viel einfacheren Interface. Es kann auch Plug-Ins installieren, um seine Möglichkeiten zu erweitern. Aber… die Voransichtfunktion ist nicht sehr effektiv, zumindest nicht für Android. Zu guter Letzt zwei Tools für Gemeinschaftsprojekte, die man in Betracht ziehen sollte: Zeplin und iDoc. Mit beiden kann man mehrere Teammitglieder zur Zusammenarbeit einladen, UI-Skizzen importieren und technische Vorgaben und andere nützliche Elemente automatisch generieren.
Artikel aktualisiert am: 09 August 2023
Talent Garden
Geschrieben von
Talent Garden, Digital Skills Academy

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